Medizinische Kompetenz in Aktion: Ein Sezierkurs mit Ratten
Wer Mäuse sympathisch findet, sollte auch kein Problem mit Ratten haben, da beide Arten zu den „Echten Mäusen“ (Murinae) gehören. Allerdings sieht die Situation völlig anders aus, wenn Ratten seziert werden. Ein aufkommendes Ekelgefühl kann nicht immer ganz vermieden werden.
Die Anatomie und Physiologie der Ratte ähnelt der des Menschen sehr, da wir zu 85 bis 90% aus denselben Genen bestehen. Im Sezierkurs mussten die Bauchdecke und Bauchhaut der Ratten geöffnet und mehrere Entlastungsschnitte gesetzt werden. Die Eröffnung der Bauchhöhle (Peritoneum), um anschließend die Eingeweide entfernen zu können, erwies sich als absolute Präzisionsaufgabe. Das Öffnen des Brustkorbes mit der Schere und das Entfernen der Lunge, des Herzens und des Zwerchfells mit dem Skalpell stellte die Schüler:innen vor eine echte Herausforderung in Bezug auf den Geruch. Dieser sollte sich im Bereich des Bauchraumes noch weiter intensivieren. Nach dem Entfernen der Leber und der Milz galt es, den Gastrointestinaltrakt als Ganzes aus dem Körper der Ratte zu entnehmen. Beginnend mit der Speiseröhre über den Magen, die Dünndarmabschnitte bis hin zum Dickdarm und Rektum lag die Kunst der Entnahme darin, alles in einem Stück unversehrt zu entnehmen und die Darmschlingen vorsichtig vom Mesenterium zu trennen. Wer zeitliche Ressourcen zur Verfügung hatte, konnte sich noch den Nieren und den ableitenden Gängen bis hin zur Blase widmen, auch die Schädeldecke wurde geöffnet und das Gehirn entnommen.
Allein in Paris leben etwa 6 Millionen Ratten. Sie profitieren von einer schlecht organisierten Müllabfuhr und von den Speiseresten in der Kanalisation. Ratten können sich unter günstigsten Umweltbedingungen innerhalb eines Jahres so stark vermehren, dass es nach dieser Zeitspanne 2000 sind! Sie sind es nicht nur in Bezug auf Nachkommen und Anpassungsfähigkeit, sondern auch hinsichtlich ihrer Intelligenz wert, dass man sich mit ihnen beschäftigt.