Thema Pandemie – Ein Besuch in der Schulbibliothek lohnt sich

Veröffentlicht von Gym Landeck am

Schatten der Pandemie

Aktuelle Bücher über die Corona-Pandemie, die sich vor allem mit den sozialen und psychischen Folgen der Pandemie beschäftigen und mehr die Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen.

Heidi Kastner: Dummheit

„Dummheit begegnet uns in vielerlei Form – doch woran kann man sie erkennen?“ Zitat Heidi Kastner: „Dummheit ist diese unhinterfragte Überzeugung im Besitz der Wahrheit zu sein, und zwar ohne Zweifel.“

Dummheit ist gefährlich. Sie gefährdet zwischenmenschliche Beziehungen, den sozialen Zusammenhalt, den demokratischen Grundkonsens – und unser Überleben auf dem Planeten. Heidi Kastner zeigt auf, dass sich messbare Intelligenz und Dummheit beileibe nicht ausschließen müssen und analysiert messerscharf die Spielarten der Dummheit. Da gibt es die Lern- und Faktenverweigerer sowie die Denkfaulen, die lieber nachplappern, was „Influencer“ sagen, als Wissen zu erwerben und selbst zu denken, und die Querulanten und Verschwörungstheoretiker, die von dunklen Mächten unken, die sie ins Verderben stürzen wollen. Und dann gibt es noch die Gefühlsdummen, die sich nicht in andere hineinversetzen können oder wollen und jegliches Mitgefühl vermissen lassen. Weiters kommentiert sie in ihrem Buch das aktuelle Geschehen um die Corona-Pandemie und deren Begleitdebatten.

Frage, die sich stellt: Ist gegen die Dummheit ein Kraut gewachsen? Zitate zum Nachdenken! Immerhin hat schon Albert Einstein erkannt:

„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Charles Bukowski:

„Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind“.

Karl Kraus (1934)

„Es scheint der Menschennatur verhängt zu sein, durch Erfahrung dümmer und erst durch Wiederholung klug zu werden.“ …weiter, …und besonders die Intelligenz muss viel mitmachen, bevor sie zur Einsicht gelangt, dass eine Freiheit, die ihre Vernichtung herbeiführen würde, nur durch Hemmung zu retten ist.“

Bernhard Heinzelmaier: Generation Corona: Über das Erwachsenwerden in einer gespaltenen Gesellschaft
Jugendforscher Bernhard Heinzelmaier teilt in seinem neuen Buch „Generation Corona“ kräftig aus. Es geht gegen Gleichschritt, Unterwerfung und Ökonomisierung von allem. Wo stehen die heutigen Jugendlichen? Zitat Heinzelmaier:

„Sie reagieren pragmatisch.“ … „Wir ziehen da eine Generation groß, die nach dem Konzept „Aufstieg durch Anpassung“ funktioniert. Diese sehr angepasste Jugend reagiert nicht, auch wenn sie mit den Corona-Maßnahmen nicht einverstanden ist.“

So sieht er auch in Greta Thurnberg und der Fridays for Future-Bewegung keine neue Revolte. Das ist eine Rebellion der Angepassten – höhere Töchter und Söhne demonstrieren gemeinsam mit ihren linken Professoren, mit denen sie vorher gemeinsam die Schilde der Klimaproteste angefertigt haben.

„Diese ganze Klimabewegung ist die Revolte der Oberschichtenkinder“, sagt Heinzelmaier. „Von der Mitte abwärts könne niemand etwas damit anfangen“, so seine Behauptung.

Fragen, die er aufwirft:

  • Kommt aus sozialer Anpassung, die Innovation, die wir dringend brauchen?
  • Schaffen wir so intern jene Diversität an Perspektiven, Lebenswirklichkeiten und Meinungen, die uns resilient machen?
  • Werden wir so unserer Gesellschaftsverantwortung in ihrer sozialen Dimension gerecht?
  • Wie halten es die Jungen in der Kontroll- und Sicherheitsgesellschaft aus?
  • Wer bestimmt die öffentliche Debatte über die Folgen von Corona für Junge?

… jedenfalls nicht die untere Hälfte der Gesellschaft, so die Behauptung von Heinzelmaier. Für Heinzelmaier ist mit der Corona-Pandemie kein neuer Geist in die Gesellschaft gekommen, keine neue Gemeinschaftlichkeit, keine gesteigerte Achtsamkeit für die Nächsten und schon gar keine neue Innerlichkeit und Selbstreflexivität. Die Corona-Pandemie hat nichts anderes bewirkt, als dass vorhandene Widersprüche verstärkt, vorhandene Ungleichheiten größer, alte Ängste drastischer, das allgemeine Gefühl der Fremdbestimmtheit dramatischer geworden sind. Zum Nachdenken!

„Wer wollen wir für wen sein und mit welchen Mitteln?

Aldina Pinjic: Was nach Jetzt?

Stellt sich die Vergangenheit der Zukunft in den Weg? Wie könnte die Zukunft nach Corona aussehen?

Eine Jugendliche mit bosnischen Wurzeln hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Aldina Pinjic hat die Entwicklungen der Corona-Pandemie seit März 2020 in ihrem Umfeld akribisch beobachtet und dabei festgestellt:

„Es wird viel zu wenig über psychische Probleme gesprochen.“

Als Jugendliche spürt sie die negativen Auswirkungen des „Social Distancing“ am eigenen Leib. Als Pinjic in ihrem erweiterten Bekanntenkreis schließlich auch noch auf das Thema häusliche Gewalt stößt, stellt sie sich die Frage, welche langfristige Folgen die Pandemie haben wird und beginnt für ein Buch zu recherchieren.
In ihrem Buch „Was nach jetzt? handelt es sich um eine fiktive Geschichte – die aber jederzeit real werden könnte. Auf 126 Seiten wagt die 14-Jährige einen Blick in die Zukunft. Im Buch lässt sie die Folgen unserer gegenwärtigen Pandemie von der 21-Jährigne Protagonistin Hannah Schneider schildern. Immer wieder tritt Hannah mit der Leserschaft in den Dialog, zeigt auf, was sich in dem Lockdown in vielen Familien zugetragen hat. Es geht um Arbeitslosigkeit, soziale Isolierung, Alkoholmissbrauch, Selbstverletzung und Bindungsprobleme – alles Folgen der Ausgangsbeschränkungen, die Hannah als Teenager erlebt hat. Folgen, die das Familienleben und damit ihre eigene psychische Gesundheit nach und nach ruiniert hat. Neben der eigenen Hilfslosigkeit der Protagonistin zeichnet die junge Autorin auch das Bild der Gesellschaft, die allzu oft wegschaut.
Pinjic will daher in ihrem Buch auch Wege aufzeigen, um aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können. Dass sich auch Jugendliche mit so komplexen Themen beschäftigen und kritische Punkte öffentlich ansprechen, ist für Pinjic wichtig. Immerhin sehe sie die Probleme ebenso wie die Erwachsenen.

„Und Probleme müssen gelöst werden“,

so die junge Autorin.

Malte Thießen: Auf Abstand:

Eine Gesellschaftsgeschichte der Coronapandemie
In seinem Buch rückt der deutsche Historiker nicht das Virus, sondern den Menschen in den Mittelpunkt und nennt Corona die sozialste aller Krankheiten.  Die Krankheit betrifft alle Menschen weltweit und sämtliche Bereiche unseres Zusammenlebens – allerdings in ganz unterschiedlichem Ausmaß. Malte Thießen macht sich auf eine historische Spurensuche nach den sozialen Voraussetzungen und Folgen der Pandemie, die seit dem Frühjahr 2020 unser Leben beherrscht. Von den Pocken über die Spanische Grippe bis hin zu Aids, Ebola und Schweinegrippe entwirft er ein Panorama der Seuchen, die die Welt im 20. Jahrhundert heimsuchten, und gibt Antworten auf die Frage, was die Coronapandemie so besonders macht. Dabei geht es nicht nur um Gesundheit und Krankheit, sondern genauso um die Grundsätze unserer Gesellschaft: Wer ist besonders schützenswert, wer eine besondere Bedrohung? Wie ist das Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit, zwischen Zwang und Freiwilligkeit, zwischen uns und den anderen? Das Buch präsentiert damit eine Bestandsaufnahme unserer Gegenwart im Zeitalter der »Neuen Seuchen«: Ist Corona eine Zeitenwende?
Er plädiert daher auch dafür, dass wir zur Pandemiebekämpfung nicht nur die Virologen, sondern auch Sozialwissenschaftler und Psychologen brauchen. Warum?

„Nicht das Virus ist das Problem, sondern wir sind es“,

so seine Meinung.

„Eine Pandemie versteht man nur, wenn man die Gesellschaft und jedes Verhalten versteht. Daher brauchen wir zur Bekämpfung alles Wissen, das wir auftreiben können.“

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