Alter Karbidlampe neues Leben eingehaucht

Veröffentlicht von Gym Landeck am

Den Laborant/inn/en der 8ab-Klasse des BRG/BORG Landeck gelang es kürzlich, eine alte Karbidlampe aus dem Bestand der Schule wieder zum Laufen zu bringen und sie nützten die Gelegenheit, sich genauer darüber zu informieren.

Karbidlampen sind Gaslampen, in denen der Brennstoff in fester, chemisch gebundener Form vorliegt und erst kurz vor der Verbrennung durch Wasserzugabe in Gas umgewandelt wird. Als Brennstoff dient Karbid.

Karbid ist der Trivialname für Calciumcarbid CaC2. Es hat die Eigenschaft bei der Reaktion mit Wasser gasförmiges Ethin zu bilden:Ethin, dessen Trivialname Acetylen ist, ist der einfachste Vertreter der homologen Reihe der Gruppe der Alkine (Kohlenwasserstoffe mit einer Dreifachbindung). Es spielt in der Industrie eine große Rolle, da es als wichtiger Ausgangsstoff in der großtechnischen Herstellung vieler Grundchemikalien verwendet wird. Durch den besonders hohen Heizwert lassen sich bei der Verbrennung von Ethin sehr hohe Temperaturen realisieren, weswegen es auch zum Autogenschweißen und Hartlöten – meist in Verbindung mit Sauerstoff als Brandförderer – verwendet wird.

Das für die Herstellung von Ethin größtenteils verwendete Calciumcarbid hat dabei eine lange Verbindung mit der Stadt Landeck, denn Calciumcarbid wird seit 1902 von der Donau-Chemie-AG inmitten der Stadt aus Tiroler Kalkstein produziert. Dort werden auf 68.000 m² Betriebsgelände rund 38.000 Tonnen Karbid pro Jahr erzeugt. Das entspricht etwa 570 Eisenbahnwaggons. Dazu wird Kalkstein, chemisch Calciumcarbonat CaCO3, zuerst zu Branntkalk (Calciumoxid CaO) gebrannt, welches dann mit Koks (Kohlenstoff C) im Hochofen zu Calciumcarbid CaC2 umgesetzt wird. Das Landecker Karbid wird in Stahlwerken und Gießereien zur Roheisenentschwefelung oder in der Gasindustrie wie beschrieben zur Acetylengasherstellung benötigt.

Karbidlampen wurden nach der Entdeckung der Methode zur industriellen Herstellung von Calciumcarbid im Jahr 1894 erfunden. Sie wurden hauptsächlich zur Beleuchtung in Häusern, bei Fahrrädern oder anderen Fahrzeugen und insbesondere später auch im Bergbau verwendet. Dort waren sie lange Zeit fixer Ausrüstungsbestandteil eines jeden Kumpels. Zwei übereinander angeordnete Behälter bilden dabei den Körper der Lampe. Aus dem oberen Behälter tropft Wasser in den unteren Behälter, in dem sich das Calciumcarbid befindet und dadurch zu Ethin umgesetzt wird, das dann über eine kurze Rohrleitung zu einem Brenner geleitet und dort verbrannt wird. Das entstehende grelle Licht wird von einem metallischen Spiegel fokussiert.

Nachdem unsere Karbidlampe lange als nicht funktionsfähig galt, machten sich die Schülerinnen und Schüler im Chemielaborunterricht daran, ihr neues Leben einzuhauchen. Dazu wurde die Lampe zerlegt, gründlich gereinigt und etwaige Dichtungsprobleme behoben. Nachdem Wasser und Karbid aufgefüllt waren, konnten die Laborant/inn/en die Lampe erfolgreich wieder in Betrieb nehmen und sich an ihrem erstaunlich hellen Licht erfreuen. Recherchen ergaben, dass unsere Karbidlampe vermutlich um 1950 von der Salzburger Firma Carl Bleckmann & Co. hergestellt und vermutlich im Bergbau genutzt wurde.

Ein Bericht von Jakob Posch, Jakob Tilg und Joseph Nigg

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